Trainer-Portrait: Patric Cors

Angepinnt:

  • 46 Jahre alt, ein Sohn (14 Jahre), Jenenser durch und durch.
  • Macht im normalen Leben nach langer Selbständigkeit gerade eine Ausbildung zum Altenpfleger.
  • Kampfsportausbildung: 2. Dan Karate (Shôtôkan), 2. Kyû Judo, DSB-Trainer Karate

Vom Judo zum Karate? Warum?

Wenn man sich einmal mit Kampfsport beschäftigt, dann kommt das Interesse für andere Stilrichtungen automatisch dazu. Damals in der DDR gab es offiziell nur Boxen, Ringen und Judo als Kampfsportarten – alles natürlich olympische Disziplinen. Karate – der Sport vom Klassenfeind – wurde zwar oft geduldet, mehr aber nicht. Gerade das machte Karate für uns Jugendliche aber reizvoll. Also trainierten wir Judo und hinter verschlossenen Türen unsere eigene Interpretation vom Karate. 1995 kam ich zum Shotokan Dojo Jena e.V. und wechselte 2005 zum USV Jena. Dort konnte ich Karate und nach langer Pause wieder Judo trainieren.

Was begeistert dich am Karate?

Es gibt beim Karate kein Muss, keine Zwänge: Man macht einfach und hört dabei in sich hinein. Es ist hart und weich zugleich und wenn man sich von diversen Dogmen lösen kann, ist es unendlich. „Karate beginnt dort, wo die Technik aufhört“ – ich denke, dass beschreibt es tatsächlich am besten.

Du warst auch Trainer in einem anderen Verein – wie kommst du wieder zum Shotokan Dojo Jena e.V.?

Meine Trainertätigkeit beim USV Jena musste ich seinerzeit wegen Zeitmangel abgeben. Aber das Trainerherz hört nicht auf zu schlagen. Dann fielen plötzlich zwei Dinge zusammen: Mein Wunsch wieder als Trainer tätig zu sein und Uwe Poppe, ein guter Bekannter und Wegbegleiter, der mich ansprach. Es gäbe wohl Änderungen in der Trainerstruktur und der Verein sucht in diesem Bereich Unterstützung. Man begegnet immer genau jene Menschen, die man In einer Lebensphase gerade braucht. Es ist eine schöne Herausforderung eine neue Gruppe zu übernehmen, neue Leute kennenzulernen und wirken zu können.

Seit März findet dienstags von 20.30 – 22.00 Uhr regelmäßig ein Fortgeschrittenen Training in der Turnhalle der IGS statt. Wer kann teilnehmen? Worauf legst du hier den Schwerpunkt bzw. was möchtest du vermitteln?

Ja, ich versuche, die Karateka der Mittelbzw. Oberstufe voran zu bringen. Zum Inhalt: Ich vermittle die drei großen Säulen des Shotokan-Karate und ihre praktische Anwendung: Kihon, Kata/Bunkai und Randori/Kumite. Im Rahmen der Prüfungsordnung des DKV üben wir Einzel- und Kombinationstechniken sowie deren Anwendbarkeit mit dem Partner. Dabei spielen alle Kata des Shotokan-Ryu eine Rolle. Das Bunkai passen wir realen Konfliktsituationen an. Auf der Suche nach der Anwendbarkeit verschiedener Sequenzen der Formen machen wir immer wieder auch Exkursionen in andere Stilrichtungen und Kampfkonzepte, um dadurch eine etwaige ursprüngliche Anwendung herzuleiten. Die Herausforderung besteht im Herstellen einer Harmonie zwischen Formvorgabe (welche die Besonderheiten des Shotokan Stils bewahrt) und realitätsbezogener Anwendung, die in der zum Teil stark veränderten Version schwer zu finden ist. Beim Randori steht freies, nicht reglementiertes spielerisches Kämpfen im Vordergrund. Ziel ist es, mit dem Partner wichtige Teilbereiche (z. B. Distanz, Körpersprache, situatives und instinktives Handeln) des Kampfes zu üben. Im Kumite werden neben verschiedenen Übungsformen (z. B. Kihon,- Yakusoku jiyu und Oyo-Kumite) je nach Stufe, Nahkampfkonzepte (z. B. Kakie-, Tsukami-, Nage- und Shime-Waza etc.) geübt. Trainiert wird mit einem Höchstmaß an Kontrolle und der Verantwortung für die psychische – und physischen Gesundheit des Trainingspartners.

Zum Schluss

Ich nenne dir 8 Begriffe bzw. Wortgruppen und du sagst spontan in möglichst einem Wort, was das für dich bedeutet:

  1. Selbstverteidigung: Wing Chun – ist für mich der Inbegriff an Selbstverteidigung
  2. Respekt: Ganz wichtig, ja elementar, besonders der Respekt vor dem Leben.
  3. Gürtelprüfung: Sehr subjektiv..
  4. 10. Dan: 15. Dan ;-)…, kann man haben, muss man aber nicht.
  5. Randori: „Geile Sache“. Einerseits lernt man spielerisch zu kämpfen, andererseits übernimmt man dabei aber auch die Verantwortung für den Partner.
  6. Wettkampf: Wir haben ja alle irgendwie den Drang uns zu messen. Einerseits ist es eine aufregende Herausforderung. Andererseits ist das Verletzungsrisiko immens, da hier das Gewinnenwollen im Vordergrund steht und man so schnell mal über das Ziel hinausschießt.
  7. Rituale: Sehr gern, aber in Maßen. Ich empfinde zum Beispiel die Rituale zum Beginn den Trainings notwendig. Die sagen auch dem Kopf „Ich bin jetzt hier im Dojo, jetzt geht es um Karate – lass den Job, Probleme und die Familie draußen. Fokussiere dich auf das Training.“ So ist man wirklich ganzheitlich anwesend – nicht nur mit dem Körper. Andererseits sind wir keine Japaner und müssen es damit auch nicht übertreiben.
  8. Deutsche Meisterschaften: Meine Wettkampfzeit als Judoka ist lange her. 2015 startete ich nochmal im Judo und belegte den 3. Platz. Ein Jahr später war ich wieder dabei, merkte aber schnell, dass ich keine Chance hatte. Aber auch das war eine wichtige Erfahrung für mich – auch das Scheitern. Alles ist eben nur eine Momentaufnahme