Ryukyu Kobudô zu Gast beim Shotokan Dojo Jena e.V.

Jena, 10. Juni 2024: Letzter Trainingstag für die Frühjahrssaison – danach ist die Turnhalle geschlossen. Trotz allem sollten die Karateka der Mini- und Fitnessgruppe einen besonderen letzten Trainingstag haben.

Beide Gruppen trainierten an diesem Tag gemeinsam – die Eltern der Minis waren traditionell auch eingeladen. Nach einer schweißtreibenden Trainingseinheit und der berühmt-berüchtigten Familie Meyer im Zoo wurden die Teilnehmenden in die Sommerferien verabschiedet. Danach durften sich die großen einer ausgefalleneren Trainingseinheit erfreuen.

Dieses Jahr stand die Handhabung des Bo (Roku Shaku Bo, sechs Fuß (ca. 180cm) lange Stabwaffe) im Fokus. Marius Nolte (2.Dan Ryukyu Shorin Ryu Karate Do Tesshinkan, 2. Dan Ryukyu Kobudô Tessinkan) konnte an diesem Abend kurzfristig das Training übernehmen und einen Einblick in die Handhabung des selbigen bieten.

Im Ryukyu Kobudô wird der Bo auch schon von den unteren Kyu Graduierten genutzt, weshalb auf einen größeren Fundus an einsteigerfreundlichen Techniken, Kombinationen, Partnerübungen und Kata zurückgegriffen werden kann. Ryukyu ist übrigens der alte Name für die heutige Präfektur Okinawa (Inselgruppe südwestlich der jap. Hauptinseln). Kobudô bedeutet „alte Kriegskunst“. Die Grundlage dafür bildet das Shorin Ryu Karate („Shaolin Stil“, oder wortwörtlich „Wäldchen Stil“).

Zu Beginn wurden schnell unterschiedlichen Greifarten und richtige Griffweite erklärt, sowie einige Stände, die im Shorin Ryu Kobudô in der Regel wesentlich kürzen und damit höher als im Shotokan ausfallen.

  • Honte Mochi: beide Daumen zeigen in eine Richtung
  • Gyaku Mochi: die Daumen zeigen zueinander

Aufgrund eines ähnliches Vokabulars hinsichtlich der Technikbeschreibungen und ihren eigenen Erfahrungen konnten die Teilnehmenden den Ausführungen recht gut folgen.

Nach ein paar Einzeltechniken wie Gedan BaraiShomen UchiNuki und Tsuki geübt wurden, konnten diese gleich darauf in Teilen des Bo Kihon (Grundlagen oder auch Grundtechniken) kombiniert angewendet werden. Um einen Vorgeschmack auf das Training höher Graduierter zu erlangen, wurde daraufhin eine Kata aus dem Prüfungsprogramm zum 3. Dan gelaufen: Sakugawa no Kun (Dai) – eine auf Sakugawa Kanga zurückgehende Bo Kata (Kon/Kun bezeichnen ebenfalls den Langstab in der langen/großen Ausführung).

Dem wiederum folgte eine Partnerübung mit dem zuvor erarbeiteten Gedan Barai und Gedan Nuki, welche als weniger verletzungsanfällige Vorbereitung zum Bo Tai Bo (Yakusoku Kumite, Anwendung abgesprochene Kampfelemente) angesehen werden kann.
Kurz vor Ende der Trainingseinheit wurde der Bo dann noch einmal zur Seite gelegt, um noch ein weiteren Kata, Maezato no Tekko zu laufen. Das ist eine auf Maezato Shinken (später Taira Shinken) zurückgehende Tekko Kata.

Wie schon aus dem Namen zu entnehmen ist, handelt es sich dabei eigentlich um eine Form, die mit einer weiteren Waffenart des Kobudô gelaufen wird: den Tekko. Diese Schlagringe sie sind in Deutschland durch das Waffengesetz verboten, weshalb im Training eine Jogging-Hantel stattdessen benutzt werden. Allerdings kann diese Kata auch recht gut mit leerer Hand gelaufen werden.

Während dieser Einheit gab es keine Verletzten zu beklagen, was allgemein auf ein gutes Training hinweist.
Wir danken noch einmal Marius Nolte für die Leitung des Trainings und der Abteilung Kobudô des Seishinkai Jena e.V. für die Leihgabe der Waffen. Es war für uns ein großartiger Einblick in eine spannende Kampfkunst. Vielleicht bekommt nun das ein oder andere Mitglied Lust, mehr darüber zu erfahren und mit einem Bo zu trainieren.

Bei weiterem Interesse an Ryukyu Kobudô oder den darin vorkommenden Waffen schaut auf der Website https://kobudo-jena.de/ vorbei bzw. in das Buch “Ryukyu Kobudô Tesshinkan Teil 1“(Frank Pelny).

Vielen Dank an Johannes für die Organisation und den spannenden Beitrag!