Auch für unseren kleinen Verein eine Premiere – eine Kooperation mit dem USV Jena. Denn den Lehrgang in einer mit Matten ausgelegten Halle zu absolvieren war eine Bedingung von Olaf Krey, dem deutschen Vertreter von Koryû Uchinâdi.
Was sich erst als Herausforderung darstellte, erwies sich als Glücksfall. Die Halle bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für das ganze Repertoire des KU – von Würgen, Würfen bis hin zum Bodenkampf ist alles möglich. Auch die Mitglieder vom USV waren der Sache gegenüber sehr positiv eingestellt. Das zeigten die zahlreichen Teilnehmer, die unserer Einladung und ihrer Neugier auf eine andere Art Karate gefolgt waren.
Thema: Bassai
Im Blickpunkt des Lehrgangs stand die Kata Bassai: Die Bassai ist eine der ältesten Kata überhaupt und bedeutet soviel wie „Die Festung erstürmen“ oder „Die Mauer durchbrechen“. Sie lässt sich auf die okinawischen Tōde-Kata zurückführen. Heute besteht die Annahme, dass sie bereits im 13. Jahrhundert von Chinesischen Meistern gelehrt wurde. Mit über 40 Einzel- (Grund)- techniken ist sie eine der längeren Kata. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Schnelligkeit und der Kraft, mit der die Techniken ausgeführt werden.
KU vs. Shotokan
Und siehe da – so unähnlich sind sich KU und Shotokan dann doch nicht. Die Techniken und Fußstellungen sind zwar ein wenig verschieden, dafür ist Koryû Uchinâdi dann deutlich näher an der Anwendung. Das heißt, Kata = Anwendung. Was man in der Kata zeigt, lässt sich nahezu 1:1 ins Bunkai umsetzen, ohne die notwendigen Interpretationen wie wir es oft im Shotokan Karate kennen.
Konzentriert bis an die Grenzen
Aber zum Anfang: Mit einer knackigen Erwärmung stiegen wir in die einzelnen Trainingseinheiten ein. Nach gefühlten 150 Liegestützen, Planks und weiteren Kraftübungen, Fallübungen und Befreiuungsspielen gingen wir dann zum eigentlichen Programm über. Ich persönlich war nach den 40 Minuten – davon 18 Minuten intensiver Bodenkampf eigentlich schon mit dem Workout durch ;-).
Wie schon im letzten Lehrgang zäumte Olaf das Pferd von hinten auf: Ausgehend vom Bunkai lernten wir die Kata Bassai kennen – und das immer wieder mit nahem Bezug zur Praxis.
Partnerübungen und Kampftraining
Die rund 50 Teilnehmer waren mit Feuereifer dabei: Zahlreiche Partnerübungen und Drills schulten Konzentration und Wahrnehmung. Eine besondere Herausforderung war, die unterschiedlichen Kampfkünste unter einen Hut zu bringen und sich mit dem Partner zu arrangieren. Aber toll! Wann hat man schon die Gelegenheit, mit einem KU-ler oder professionellem Bodenkämpfer zu trainieren? Unser Trainer hatte schon vorab gemahnt: Sucht euch immer einen Partner, der entweder höher graduiert ist, oder einen aus einer anderen Sportart. Er hat natürlich Recht – das macht einen solchen Lehrgang noch spannender.
Was im Koryû Uchinâdi anders ist und welche Mythen es gibt, darüber habe ich mit Olaf Krey gesprochen:
Bunkai mal anders
Nach einem tollen Abendessen mit über 30 Teilnehmern im Gasthaus Zur Noll in Jena, lag das Sonntagsseminar noch vor uns. Samstag = 6 Stunden, Sonntag noch einmal insgesamt 4 Stunden Training. Allerdings war das immer noch viel zu kurz, wenn man sich die Kata genau anschauen und lernen will. Deshalb gilt es, sich möglichst für sich passenden Anwendungen rauszupicken und zu verinnerlichen. Mir persönlich gefallen Würgen und Würfe. Aufgrund meiner Statur und des Körpergewichts (ich bin eine Frau von 1,70 m) habe ich gegen größere und schwerere Trainingspartner oft wenig Chancen. Das ist im Kampfsport häufig der Fall, da die Frauenqote doch recht gering ist. Deshalb freue ich mich immer über Techniken, die auch ich problemlos anwenden kann. Wobei mir auch der Bodenkampf riesigen Spaß macht.
Mein Fazit
Der Lehrgang hat sich auf jeden Fall gelohnt – und das gleich in mehrerer Hinsicht: Olaf Krey ist immer wieder toll als Seminarleiter und Lehrer, Kooperationen und Netzwerke sind lohnenswert und Teilnehmer aus anderen Sparten bereichern jede Veranstaltung!
Ich bin immer wieder begeistert! Danke an dieser Stelle noch einmal allen KU-Vereinen, die an unserem Seminar teilgenommen und uns unterstützt haben. Danke, dass ihr hier wart. Und noch einen riesigen Dank an den USV für die Bereitstellung des Dojos und die Unterstützung der Kampfsport-Trainer. Danke, dass ihr unser Seminar in euren Trainings beworben habt!
Weitere Links:
Kôryu Uchinâdi
http://www.koryu-uchinadi.de/
Karate & Kampfkunst: Japanische Philosophie trifft westliches Denken
https://www.youtube.com/watch?v=FfNE4wNPBJw
Kampfkunst: Karate mit Koryu Uchinadi
https://www.youtube.com/watch?v=M5aTgLFSdyQ